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Taganga – Die Suche nach dem Traumstrand

“Woran erkennt man einen Gringo? Sie haben immer ein Buch dabei, reservieren Stühle mit Handtüchern – und kein Strand ist ihnen leer genug.” – Als ich diesen Satz zum ersten Mal las, musste ich lachen. Dann musste ich nachdenken. Schließlich musste ich mir eingestehen, dass es wahr ist: Während in Kolumbien ein Strandtag ein soziales Erlebnis ist – man trifft sich, lernt Leute kennen, feiert Partys mit Fremden –, bleiben wir scheinbar lieber unter uns. Weißer Sand, azurblaues Meer, ein paar Palmen. Das reicht vollkommen. Findet man diesen Europäer-Traum hier in der kolumbianischen Karibik?

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Taganga: Backpackerhochburg in der kolumbianischen Karibik

Als wir mit dem Bus in Taganga ankommen, sind wir zunächst ernüchtert: Die Straßen sind voll, am Strand liegen Menschen dicht an dicht. Wir haben nicht bedacht, dass Ostern ist: An verlängerten Wochenenden – im kolumbianischen Slang: Puente, also Brücke – zieht es alle ans Meer.

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Leicht verunsichert wandern wir die Promenade entlang. Von links werden wir angesprochen – Ein Mann bietet Bootstouren zum Playa Grande an. Ob der leer ist? Na klar, da ist keine Menschenseele! Verunsichert schauen wir uns an: So wirklich können wir nicht glauben, dass der “große Strand” tatsächlich so ruhig und idyllisch sein soll. Doch momentan ist das unsere einzige Hoffnung. Also auf geht’s: Die bequeme und überteuerte Bootstour lehnen wir dankend ab und machen uns zu Fuß auf den Weg. Der Pfad zum Playa Blanca ist gut ausgeschildert und führt an den imposanten Klippen entlang – Eine bessere Aussicht hätten wir uns nicht wünschen können.

Am Playa Grande angekommen, bewahrheitet sich unsere Vorahnung: Man sieht den Strand vor lauter Leuten nicht mehr. Musik dröhnt aus Lautsprechern und das Meer ist voll. Soll es das gewesen sei? Unser Entdeckerdrang spornt uns an: Wir sind schon zu weit gegangen, um jetzt aufzugeben. Also schultern wir unsere Rucksäcke und laufen in der brütenden Mittagssonne weiter.

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Der Weg führt an den Klippen entlang. Unter uns glitzert das Meer, in der Ferne hört man Stimmengewirr vom Playa Grande. Der Weg ist gesäumt mit unzähligen riesengroßen Kakteen. Der Untergrund ist steinig – Wir wandern auf einem Trampelpfad und verfluchen uns dafür, nur Flipflops und kein festes Schuhwerk dabeizuhaben. Ab und an treffen wir andere Wanderer, doch so viele wie auf dem Weg zum Playa Grande kommen uns schon lang nicht mehr entgegen.

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Erster verstecker Strand nach dem Playa Grande

Lange müssen wir nicht laufen. Schon nach zehn Minuten kommen wir an den ersten Ministrand: Eine kleine Hippie-Hochburg mitten in Taganga. Gruppen von Gringos in weiten Indienhosen genießen die Sonne, auf einem Lagerfeuerplatz stapelt sich Treibholz. Nach nochmals zehn Minuten Wanderung sind wir endlich am Ziel: In einer kleinen Bucht, umgeben von meeterhohen Felswänden, sehen wir weißen Sand. Am linken Rand liegt ein Boot im Wasser, draußen im Meer hängen Netze. Ein paar Fischer vertreiben sich die Zeit mit Kartenspielen. Badegäste kann man an zwei Händen abzählen.

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Badehose an – Schwimmbrille auf – Ab in den Ozean. Das Wasser ist glasklar, selbst in zwei Metern Tiefe beleuchten die Sonnenstrahlen noch die Korallen am Meeresgrund. Fisch-Schwärme glitzern in allen erdenklichen Farben. Als der Abend hereinbricht, holen die Fischer die Netze ein. Der Horizont färbt sich rot. Wir machen uns auf den Rückweg, auf den Klippen schauen wir nochmal auf das Farbspiel im Wasser zurück: Es gibt ihn also, den perfekten Gringo-Strand. Und wir haben ihn gefunden.

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Autor: Max Schneider