Der Weg vor uns ist steinig. Felsen stapeln sich übereinander und bilden einen improvisierten Weg. Uns steht der Schweiß bereits auf der Stirn – angekommen sind wir noch lang nicht.
Wir befinden uns im Nationalpark Tayrona zwischen Santa Marta und Palomino an der kolumbianischen Karibikküste. In Cabo San Juan haben wir unser Zelt aufgeschlagen und den Traumstrand genossen. Jetzt ist es Zeit für einen Tapetenwechsel.

Der Pfad begann direkt am Kap und führt uns in die Berge. Dort, circa zwei Stunden Fußmarsch entfernt, befindet sich El Pueblito: Ein antikes Dorf der Kogui-Ureinwohner, das bereits vor der spanischen Eroberung existierte. Die Häuser und Ruinen sollen Einblick in ein Leben geben, das die Koguis vor vielen hundert Jahren bereits geführt haben.
Es fängt zu nieseln an. Die Steine werden glatt, der Anstieg gefährlicher. Mit Wanderschuhen und ein paar Wasserflaschen läuft man trotzdem sicher – Flip-Flops oder 40-Liter-Rucksäcke würden den Anstieg zur Tortur machen. Wir schauen zurück. Auf dem Trek läuft man zwar nur 2,4 Kilometer, überwindet aber auch 260 Höhenmeter. Das Meer ist nur noch ein fernes Rauschen, die Szenerie hat sich komplett verändert.

Bereits im Jahre 1000 sind die Koguis von der Küste in die Berge geflohen, um der Invasion anderer karibischer Stämme zu entgehen. Ihr Lebensstil hat sich seitdem wenig verändert – isoliert und strategisch gut in den Bergen gelesen, konservierten sie ihre Traditionen, ihre Architektur und ihre Religion.

Der Pfad lichtet sich. Wir kommen auf eine große Lichtung. Aus der Erde erheben sich Steinplateaus, auf denen runde Häuser mit Holzwänden und Palmendach stehen. Kinder in weißen Togas spielen Fanger, ältere Koguis sitzen vor ihren Häusern. Das Dorf ist klein und überschaulich, nur wenige Hütten sind noch übrig geblieben. Insgesamt leben heute noch vier- bis sechstausend Kogui-Ureinwohner rund um die Sierra Nevada verstreut.
Der Urwald um uns herum lebt, trotzdem fühlen wir innere Ruhe. El Pueblito scheint von der Zivilisation abgeschnitten. Vielleicht kann man deshalb die Gedanken an die Reise, den Strand und zu Hause so gut ignorieren: Hier blieb die Zeit schon lang stehen, also warum nicht einmal kurz durchatmen und genießen?
Autor: Max Schneider