Willst du eine Kultur verstehen, dann probiere dich durch ihre Küche. Auf meiner Reise durch Kolumbien bin ich über viele kleine Besonderheiten gestolpert, die mich als Mitteleuropäer mal staunend, mal verwirrt zurückgelassen haben. Hier kommt die Top5.
1) Kaffee mit…?!
Missmutig setzen wir uns hin. Nippen an unseren Tassen. Der Käse ist mittlerweile weich und warm geworden. Ich probiere ein Stück – eigentlich gar nicht so schlecht. Überrascht genießen wir den herzhaften Kontrast zum süßen Kaffee. Als die Tasse leer ist, lehnen wir uns satt und zufrieden zurück – die Formel der Andenbevölkerung hat gewirkt: Auf mehreren tausend Höhenmetern braucht der Körper besonders viel Energie, der Käse wirkt also wie eine Extra-Portion Kalorien. Gestärkt und zufrieden geht die Reise weiter.
2) Arepa national und regional
Der weiße Maisfladen brutzelt auf dem Grill am Straßenrand. Die Köchin bestreicht ihn mit Butter, streut Zucker darauf und belegt ihn mit Käse – Mein erstes Arepa schmeckte süß und herzhaft zugleich, so wie kein Arepa danach. Die festen Mini-Pfannkuchen füllen den Magen, sind aber im Grunde geschmacklos. Der Belag zählt – Gerade deshalb ist das Arepa das vielfältigste Nationalgericht Kolumbiens: Die Paisas servieren es zu Reis und Hühnchen, an der Küste werden Arepas mit Ei gefüllt und an der Grenze zu Venezuela bekommt man eine deftige Portion mit Huhn, Schwein, Zwiebeln und Knoblauch. Wenn du Bock auf Abwechslung hast, probiere dich durch die vielfältigen Variationen – Du wirst auf deiner Kolumbienreise keinen Arepa-Stil zweimal haben.
3) Ein Land voller Zucker
Kolumbien lebt süß – Es gibt kaum ein Lebensmittel, dem kein Zucker zugesetzt ist, Dulce de Leche und unwiderstehliche Torten finden sich überall. Doch damit nicht genug: Einmal bestellte eine Freundin einen Saft. Sie fragte die Verkäuferin, ob die Früchte frisch seien. Die Antwort: “Natürlich, da kommen nur frische Maracujas und etwas Kondensmilch rein.” – Die Augen meiner Freundin weiteten sich. Gestikulierend erklärte sie der Frau, dass sie wirklich nur Saft wollte. Etwas verwundert fuhr die Frau fort, hielt dann aber inne: “Auch kein Zucker?” – “Nein, bitte kein Zucker.” – Diesmal weiteten sich die Augen der Verkäuferin.
4) Der Obst-Segen
Papaya, Ananas, Lulo, Guanabana, Mango, …: Mit Kolumbiens Vielfalt an Früchten können wir zu Hause nicht einmal ansatzweise mithalten. Die Nähe zum Äquator, der Mix aus Sonne und Regen und die fruchtbare Erde führen zu einem Überschuss an Obst. An jeder Ecke bieten Straßenhändler frische Fruchtsäfte, Milchshakes und Obstbecher zum Naschen an – Preis: 2000 bis 4000 Pesos, also maximal 1,30 Euro. Ich kann mir kein besseres Fast Food vorstellen.
5) Tinto für die Massen
Fragt man Deutsche, welche Produkte sie mit Kolumbien verbinden, denken sie sicherlich an Kaffee: Angebaut in den grünen Berghängen der Anden, mit Hand verarbeitet und perfekt geröstet – die höchste Qualität der Welt. Nun, dieser Typ Kaffee findet sich meist nur in europäischen Supermärkten, denn der Export bringt deutlich mehr Umsatz als der Absatz am Binnenmarkt: In Bogotá, Medellin oder Santa Marta bleibt nur die zweite Auslese. Doch das tut Kolumbiens Liebe zum Kaffee keinen Abbruch. Im Gegenteil: Die Straßen sind voll von Verkäufern, die Wagen mit Thermoskannen vor sich herschieben. Darin transportieren sie “Tinto”, also schwarzen Kaffee mit viel Zucker. Die Preise pro Becher variieren von 1500 Pesos – 50 Cent – im touristischen Cartagena bis zu 600 Pesos – nicht mal 20 Cent – im Zentrum Bogotás. Die Botschaft ist simpel: Kaffee ist für jeden da, jederzeit.
Stell dir vor, du wachst früh auf und gehst auf die Straße. Du holst dir einen Tinto und einen Obstbecher an der Ecke. Zucker und Koffein wecken deinen Körper. Danach ein Arepa mit Käse, zusammen mit einem frisch zubereiteten Fruchtsaft, damit kommst du problemlos bis zum Mittagessen hin. Die kolumbianische Küche hat teils verrückt anmutende Eigenheiten, doch im Moment kann ich mir kein besseres Frühstück vorstellen.